Eine Lesung fürs Literarische Solo auf thurgaukultur. Das #austekstmachneu wird unterstützt von Kulturamt Konstanz.
Bei einem Shutdown-Abendspaziergang durch den Konstanzer Stadtteil Paradies fand ich in einem „Zu verschenken“-Karton einen Stapel alter Magazine, die ich kurzerhand nach Hause schleppte. Typografie und einzelne Worte, Phrasen schrien danach, recycelt zu werden. Also begann ich zu schneiden und neue Aussagen zu montieren. Mehr als 50 kleine Gedichte sind auf diese Weise bislang entstanden. Die Miniaturen, die ich auf Instagram poste (christinezureich), fokussieren Themen, die nicht Corona-spezifisch sind, durch die aktuelle Krise aber verschärft oder erst sichtbar gemacht wurden. Es geht in #austekstmachneu um Enge und Einsamkeit, die Zumutung von Nachbarschaft und das Händedefizit; Weltschmerz reloaded und Fluchtstrategien; die Sehnsucht nach medialen Wahrsagern, zugleich die digitale Überförderung (sic!) und immer auch ein bisschen um den Wahnsinn, der uns alle von Zeit zu Zeit wieder befällt.
Unabhängig von ihrem Inhalt transportieren diese Recyclinggedichte schon durch ihre Form eine starke Message: Wir müssen uns gerade alle mit dem zurechtfinden, was wir vorfinden, das hinnehmen, was eben da ist, aber zwischendrin ist immer noch viel Raum für Spiel, für ganz eigenes, für Schönheit.