Wir hatten mal einen Nachbarn, der Witze mit Lendenbezug oder dümmlichen Frauen immer mit der Warnung: „Achtung, Herrengulasch!“ ankündigte. Dass mir dieses Gericht an einem der großen deutschsprachigen Literaturwettbewerbe serviert werden würde, hätte ich nie vermutet. Doch, es roch unverkennbar nach Großküche im niederösterreichischen Wiener Neustadt, nach Kantine, als ich dort am vergangenen Wochenende als Finalistin mit 11 anderen Autorinnen und Autoren um den Literaturpreis Wartholz las. Juror Bastian Sick (genau: der vom Genitiv…) beugte sich, nachdem ich meinen Text „Strand“ vorgetragen hatte, zum Mikro und kommentierte: „Ja, das ist Frauenliteratur…“. Er merkte dann – erstaunlich feinfühlig das – am kollektiven Augenrollen und Stöhnen, dass er wohl sich selbst gerade arg bekleckert hatte, versuchte schnell noch zu säubern, herumzuwischen: „Frauen fühlen mehr,…intensiver“. Man macht Flecken ja immer nur schlimmer mit Rubbeln, reibt sie erst richtig rein. Das Herrengulasch war längst angerichtet.
PS: In der Pause kam ein Mann aus dem Publikum zu mir und entschuldigte sich. Dass ich mir im Jahr 2018 so etwas anhören müsse… Ihn, schließlich auch ein Mann, habe die Geschichte tief berührt. Später brachte der nette Kerl mir sogar noch Schokolade. Nicht etwa, wie er betonte, weil er glaubte, ich sei schwach und bräuchte die jetzt zur Beruhigung, oder gar weil er mich für süß hielt, sondern als Dank für meinen Text. Ich danke auch – die Schokolade hinterließ einen angenehmen Nachgeschmack.
PPS: Gewonnen hat den Preis ein wunderschöner, feiner Text. „Die Kuh“ von Melanie Khoshmoshrab.